Unsere Zeit in Bagan war schnell vorbeigegangen und so ging es weiter nach Mandalay. Die Wahl fiel wieder auf den schnellen Bus. Zumindest wurde uns gesagt, er wäre schnell. Das dem nicht so war, lernten wir auf die harte Tour in vielen unendlich erscheinenden Stunden Busfahrt…
Inhaltsverzeichnis:
Transportmöglichkeiten von Bagan nach Mandalay
Um von Bagan nach Mandalay zu kommen, hat man mehrere Möglichkeiten. Die beliebteste ist die Bootsfahrt. Diese Boote kosten ca. 35€, starten sehr früh am Morgen und benötigen Stromaufwärts etwa 10-12 Stunden.
Eigentlich wäre dies das Fortbewegungsmittel unserer Wahl gewesen. Aber die Idee so lange mit einem dreijährigem Kleinkind auf einem Schiff zu sein, gefiel uns gar nicht. Warum? Die Boote sind groß (schaut mal hier zum Beispiel) und bieten viel Platz zum Bewegen, aber genau da war das Problem für uns. Denn das bedeutet die ganze Zeit hinter Karl herzulaufen und aufzupassen, dass er bei seinen Entdeckungstouren nicht über Bord geht, da die Bootsgeländer, die wir gesehen haben, sehr große Gitterabstände hatten und somit perfekt waren, damit ein Kind dazwischen durch rutscht. Also haben wir uns nach Alternativen umgeschaut.
Da private Taxis für Langstreckenfahrten in Myanmar sehr teuer sind und auch Flüge mit etwa 100€ pro Person zu Buche schlagen, haben wir uns erneut für den Bus entschieden. Es gibt verschiedene Anbieter und wir entschieden uns für den 12 Uhr Bus. Ein kleiner Reisebus mit 19 Sitzen, der drei Stunden brauchen sollte. Der Preis lag bei etwa 8,40€ pro Person. Abholung vom Hotel sollte um 11 Uhr erfolgen. Soweit hörte sich das gut an, also buchten wir diese Fahrt.
Die unendliche Fahrt beginnt
Zuallererst sei gesagt, wir sind realistisch an die Sache rangegangen. Wir wussten, dass der Bus vermutlich länger brauchen würde als die angesetzten drei Stunden für die Fahrt von Bagan nach Mandalay. Wir schätzten die Fahrt auf fünf Stunden. Aber fünf Stunden im Bus ist immer noch kürzer als 12 Stunden auf dem Boot. 😉
Eine interessante Information am Rande: Google sagt, dass die kürzeste Entfernung zwischen den beiden Städten nur 182km ist und setzt eine Fahrtzeit von weniger als vier Stunden an. Und auch wenn wir jetzt die Spannung rausnehmen, wir waren unfassbare acht (!) Stunden unterwegs. Acht verdammt lange Stunden.
Es fing schon nicht gut an. Wir sollten um 12 Uhr vom Hotel abgeholt werden. Es kam aber keiner. Unsere Hotelrezeption rief öfter beim Busunternehmen an. Dort wurden verschiedene Gründe angegeben, weshalb wir noch nicht abgeholt wurden. Zuerst hieß es, wir wurden vergessen. Dann war das Taxi noch woanders hin unterwegs und zu guter Letzt hatte das Taxi einen Platten. Wie dem auch sei, unsere Abholung erfolgte kurz nach 13 Uhr. Es handelte sich um ein Sammeltaxi, genauer gesagt ein Pickup mit überdachter Ladefläche und zwei Sitzbänken drauf. Es saßen bereits etwa neun Touristen drauf und wir quetschten uns auch noch auf die Ladefläche. Danach begann eine staubige, rasante Fahrt und wir wurden im Kamikaze-Style zum Busbahnhof nach Nyaung-U gefahren.
Dort wartete unser Bus. Er machte einen guten Eindruck und wir durften auch schnell einsteigen. Und dann warteten wir wieder. Denn unser Taxi fuhr los um weitere Leute abzuholen. So zog sich die Abfahrt dann hin. Etwa gegen 14 Uhr fuhren wir dann ab. Eigentlich sollten wir da bereits eine Stunde unterwegs sein…
Eine aufrüttelnde Fahrt
Nun luden wir erstmal alles mögliche unterwegs ein. Im Schritttempo fuhren wir durch Nyaung-U. Hier und da stieg noch jemand ein. Die Leute nahmen auf den Sperrsitzen oder Koffern Platz. Denn für die Koffer war nicht genug Platz im Kofferraum des Busses, ein Teil wurde einfach mitten im Bus gestapelt. Nachdem wir noch Limonen säckeweise eingeladen hatten und wir genug Leute mitgenommen hatten, um aus dem 19 Sitzer einen 30 Sitzer zu machen, war der Bus voll und wir verließen Nyaung-U. Eine weitere halbe Stunde war ins Land gegangen und wir würden endlich Strecke machen. Dachten wir zumindest.
Da hatten wir die Rechnung aber ohne die schlechten Straßen von Myanmar gemacht. Wir wissen nicht, wie schnell wir waren, aber zeitweilig meldete sich mein Schrittzähler vom Handy und gratulierte mir zu „15 Minuten schnelles Gehen“…. Es war wirklich sehr frustrierend. Wir hatten nicht das Gefühl von der Stelle zu kommen. Die Bequemlichkeit hatte bei dem ganzen Zuladen auch gelitten, unter dem Bänken, in den Gängen, überall war Kram und wir fühlten uns wie Sardinen in der Dose.
Apropos… eigentlich hatte unser Bus auch eine Klimaanlage. Aber die wurde geschont, stattdessen fuhren wir mit offener Tür. War schön windig…
Der traurige Höhepunkt einer Busfahrt
Irgendwann wurde dann eine Pause ausgerufen. Es war mittlerweile etwa 16 Uhr und wir schätzten, dass wir die Hälfte der Fahrt geschafft hatten. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, denn eigentlich hatten wir gehofft, bereits auf der Zielgeraden zu sein. Aber der traurige Höhepunkt des Tages stand uns noch bevor. Der Klobesuch.
Die angefahrene Raststätte war eine einfaches, großes Restaurant mit Palmendach. Es gab zu Essen, aber wir hatten so viele Snacks im Rucksack mit, dass wir einfach keinen Hunger hatten. Zur Toilette wollten wir aber trotzdem, also folgten wir den anderen Reisenden. Und wir fanden die, nennen wir sie urig, die urigsten Toiletten unserer ganzen Reise vor.
Die Ausschilderung war nur in burmesisch, die Frauen gingen zu dem „offenen Hufeisen“-Symbol. Ich, Nina, öffnete die Toilettentür und war, nun ja, überrascht. Ein einfaches Stehklo, die Plastikschüssel war nur ein Stück die in Erde eingelassen und die Fäkalien flossen direkt nach hinten auf die Wiese hinter die Toilette.
Aber das störte mich noch nicht. Auch irritierte mich nicht, dass das Gras zwischen den einfachen Planken nach oben wuchs und verschiedene Käfer herumkrochen. Nein, was mich dann doch eiskalt erwischte, war die Höhe der Trennwände zwischen den Toiletten. Diese waren eher auf sehr kleine Burmesen ausgerichtet, denn wenn ich mit meinen 1,70m stand, ging mir die Trennwand nur bis zum Oberarm. Ich hätte mich also mit den Klonachbarinnen wunderbar unterhalten können, wenn ich das denn gewollt hätte.
Danach ging es durch einen idyllischen Spazierpfad zum Waschbecken. Ein riesiges Wasserbassin mit Schöpfkelle. Das ist Myanmar live. Und eigentlich hätten wir drüber gelacht und uns nichts draus gemacht, aber dieser Tag war einfach nicht unser.
Wir tranken noch eine Limonade, die, wie hätte es anders sein können, natürlich auch nicht unser Geschmack war und dann ging unser Tort(o)ur weiter.
Ankunft in Mandalay
Irgendwann war es soweit, gegen 19 Uhr fuhren wir in Mandalay ein. Wir wurden positiv überrascht, denn der Transfer zum Hotel war inklusive. Die Fahrt mit dem Bus durch die Stadt und zu den einzelnen Hotels dauerte nochmal eine Stunde.
Letztendlich kamen wir um 20 Uhr in Mandalay an unserem Hotel an. Es war eine lange, anstrengende Fahrt und wir freuten uns darauf einfach zu schlafen und nichts zu machen.
Dabei müssen wir sagen, dass uns so eine Fahrt im Normalfall gar nichts ausgemacht hätte. Wir sind schon länger und unbequemer Bus gefahren. Aber da unsere Erwartungshaltung eine ganze andere war und wir mehr als doppelt so lange unterwegs waren als gedacht, schlauchte und stresste uns diese Fahrt unglaublich und wir hätten doch lieber die Fähre genommen. Aber es kann ja nicht immer alles gut laufen und so hackten wir den Tag ab und freuten uns auf ein paar schöne Tage in Mandalay.
Übrigens: Karl machte das ganze aber gar nichts aus. Er schaute aus dem Fenster, spielte mit den Kindern vom Vordersitz und war sehr genügsam. Wir haben wirklich ein unproblematisches Reisekind.
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Hallo ihr drei.
Wirklich ein amüsanter Bericht. Erinnert mich an unser Reisezeit mit Kind. Das ist zwar schon 20 jahr her aber damals herrschten in Thailand noch ungefähr die gleichen Verhältnisse.
Ich war letztes Jahr 3 Monate in Laos Thailand und Kambodscha unterwegs und hab die Toiletten Erfahrungen aufgefrischt. Ich weiß von was ihr schreibt. Wobei ich Thailand schon rausnehmen würde. Dort sind die Toiletten manchmal sauberer als bei einer deutschen Autobahntoilette.
Viel Spaß noch.
Übrigens wurden wir in Siam Reap auch vergessen. War aber Absicht.
https://www.servus-servus.de/in-den-faengen-der-transportmafia/
Hi Herbb,
vor 20 Jahren war es mit Kind gewiss noch um einiges abenteuerlicher. 🙂
Die Toiletten in Thailand sind wirklich recht gut und vor allem nicht zu vergleichen mit Myanmar. Dort muss Myanmar noch eine Menge nachholen.
VG, Nina
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